Tagesstruktur "Entdeckertag" - Grundschule Niederbrombach
Im Rahmen unseres Entdeckertages schenken wir dem Forschenden Lernen besonderes Augenmerk, das sich inhaltlich besonders auf die Phänomene der belebten und unbelebten Natur konzentriert. Nicht selten sind es Themen, zu denen die Kinder zunächst einen direkten Bezug herstellen können, die sich im weiteren Verlauf unserer „Forschungsarbeit“ jedoch mitunter als sehr komplexe Fragestellungen herausstellen, zu deren Beantwortung ein hohes Maß an kognitiven, praktischen, sozialen und emotionalen Kompetenzen erforderlich wird. So eröffnet auch das aktuelle (gebundene) Thema „Warum färben sich die Blätter im Herbst“ eine Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten zu dessen Erschließung.
Während sich einige der Mädchen und Jungen direkt nach Beginn des Entdeckertages zu Kleingruppen zusammenschließen und mit Hilfe des Mikroskops verschiedene Laubblätter „unter die Lupe“ nehmen, bevorzugen andere Schülerinnen und Schüler zunächst die Recherche mittels Internet oder der Fachliteratur. Schon bald erkennen die Kinder im Computerraum einen Zusammenhang zwischen Fotosynthese, Spaltöffnungen und Verfärbung der Blätter zur kalten Jahreszeit. Die „Mikroskopie-Gruppe“ stößt allerdings auf ein Problem, weil sich die undurchsichtigen Blätter unter dem Objektiv lediglich als schwarze Muster abzeichnen. Die Idee eines „Lackabdruckes“ macht die Runde, und schon bald sind alle Entdeckertagskinder damit beschäftigt, die Unterseite der Laubblätter mit Klebstoff zu bestreichen, der nach Austrocknung abgezogen und unter dem Mikroskop betrachtet werden kann.
In der nächsten halben Stunde werden Skizzen der Stomata angefertigt, deren Funktion in Hinblick auf die Fotosynthesegleichung von den Kindern erläutert wird. Hierbei stoßen die Kinder auch auf „alte Bekannte“, die für die Rotfärbung der Blätter verantwortlich sind: Anthocyane. Diese haben die Kinder während des Erforschens von „Säuren und Laugen“ in zurückliegenden Entdeckertagen als Indikatorfarbstoff des Rotkohls kennen gelernt.
Zur gleichen Zeit beschäftigt sich die Entdeckertagsgruppe 1, der neben den Kindergartenkindern auch Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassenstufe angehören mit dem Thema „Brausepulver“. Nachdem die verschiedenen Pulverkristalle von den Kindern zunächst genau durch die Lupe betrachtet und anschließend nach Größe, Form und Farbe getrennt wurden, erfolgt eine Geschmacksprobe, durch welche die jungen Forscher schnell die Inhaltsstoffe ermitteln können. Systematisch werden diese nun in Wasser gelöst, um herauszufinden, welche Zutaten für das Prickeln in der Brause verantwortlich sind. Nach Herstellung einer erfolgreichen Mixtur, erfolgt die praktische Anwendung in Form der Herstellung einer „CO2-Rakete“.
Wenig später stehen die Schülerinnen und Schüler der Gruppe 2 hinter ihren Tischen in ihrem Entdeckertagsraum und begrüßen ihre Japanisch-Lehrerin mit einem lauten „ohayô gozaimasu“ (Guten Morgen), bevor sich jedes Kind (auf Japanisch) über seine aktuelle Befindlichkeit äußert. Danach warten die Mädchen und Jungen gespannt auf die nächste Bildkarte, die von der Lehrerin, für alle gut sichtbar, nach oben gehalten wird, um den abgebildeten Gegenstand, mit den japanischen Schriftzeichen Katakana, Hiragana, Kanji und Romaji in eine Tabelle einzutragen. Die japanischen Bezeichnungen für Brot, Äpfel und Mineralwasser sind den Kindern allerdings bis zum jetzigen Zeitpunkt unbekannt. Die Lebensmittel hat die Japanisch-Lehrerin aus diesem Grund mitgebracht und verteilt sie an die Kinder, die in japanischer Sprache darum bitten. Bevor die Lehrerin das Sprachangebot „Japanisch“ für die Gruppe 1 aufnimmt, wird es an diesem Tag mit dem Singen von zwei japanischen Kinderliedern für die Gruppe 2 beendet.
Nach einer Pause, widmen sich die jungen Entdecker von Gruppe 2 Themen, für die sie sich besonders interessieren und über die sie mehr erfahren möchten. Die Themenpalette reicht hier von der Königin Luise von Preußen über das alte Rom bis hin zu Piratenfrauen. Hierzu suchen die Kinder die schuleigene Bibliothek auf, benutzen das Internet für ihre Nachforschungen, telefonieren mit außerschulischen Experten oder verschicken Faxanfragen an verschiedene Institutionen um nützliche Informationen zu „ihren Themen“ zu erhalten. Die gesammelten Informationen werden in dieser Zeit von den Schülerinnen und Schülern geordnet, zusammengefasst und in eine entsprechende Präsentationsform (zum Beispiel Power-Point-Präsentation, Spiralbuch, Spielfilm, Hörspiel) gebracht. Bevor die Kinder das Sportangebot „Akrobatik“ (Jonglieren, Menschenpyramiden, Einradfahren…) wahrnehmen, werden sie in der sog. „Logik-Zeit“ gefordert, knifflige Rätsel und herausfordernde (physikalisch / mathematische) Sachzusammenhänge zu lösen. Um zu überprüfen, ob es sinnvoll ist eine heiße Tasse Kaffee direkt nach der Zubereitung, durch das Zugeben von kalter Milch, abzukühlen oder die Temperatur eher sinkt, wenn man die Tasse eine Weile stehen lässt und erst dann kalte Milch hinzugibt, wird zunächst in der Gruppe diskutiert. Nachdem die Gruppenteilnehmer unterschiedlicher Meinung sind, wird der Sachverhalt nachgestellt, indem die Mädchen und Jungen Wasser erhitzen und den beiden Proben zu unterschiedlichen Zeitpunkten kaltes Wasser hinzugeben. Das Ergebnis ist für die Kinder ebenso überraschend, wie die Tatsache, dass sich das Gewicht eines Wasserbeckens erhöht, nachdem eine Metallkugel mittels Bindfaden hineingehalten wird, die jedoch den Boden des Beckens nicht berührt.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen und einer halbstündigen Ruhepause, welche zum Lesen, Ausruhen oder der Unterhaltung genutzt wird, nehmen die Kinder an einem der drei (bis vier) Nachmittagsprojekte teil. Während die Lern- und Forscherzeiten während des Vormittages, aus organisatorischen Gründen für Gruppe 1 und 2 zeitversetzt angeboten werden, nehmen die Kinder in gemischten Gruppen an den Nachmittagsprojekten teil. So bildet das Projekt „Entdeckertags-Orchester“ einen festen Bestandteil im Entdeckertag. Unter der Leitung von drei Musikern des örtlichen Musikvereins, üben die Kinder Trompete, Saxophon, Schlagzeug, Klarinette, Althorn oder Posaune für Aufführungen im Rahmen von Schulfesten und Projekttagen.
In zwei weiteren Projekten, die von Kollegen des benachbarten Gymnasiums angeboten werden, können sich die Mädchen und Jungen über die Möglichkeiten von „(Neuen) Medien“ überzeugen oder aber weitgehende Gedanken im Rahmen des Projektes „Philosophieren mit Kindern“ machen.
Als besondere „Highlights“ haben sich bisher die Nachmittagsangebote gezeigt, die in unregelmäßigen Abständen von den Dozenten der Fachhochschule Trier (Umweltcampus Birkenfeld) geleitet werden. Im Einzelnen waren dies bis zum jetzigen Zeitpunkt unter anderem: „Bionik“, „Weltraum“, „9000 Kilometer für einen Erdbeerjogurt“, „Schall und Lärm“, „Statistik“, „Wahrscheinlichkeit“, „Wetter und Klima“.