Unsere Grundschule ist "Entdeckertagsschule" für hochbegabte Kinder

Die Schülerinnen und Schüler der Grundschulen Niederbrombach, Neustadt, Brohl und Ellenz-Poltersdorf gehen seit dem Schuljahr 2007/08 auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt des Wissens. Ihre Schulen sind für das landesweite Modellprojekt "Entdecken und Fördern hochbegabter Kinder in der Grundschule" ausgesucht worden.  "Diese Schulen haben ein überzeugendes Konzept vorgelegt, wie überdurchschnittlich begabte Mädchen und Jungen gezielt angeregt und in ihrer Entwicklung unterstützt werden können", sagte Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur.

Durch neue Formen der Kooperation zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen möchte die rheinland-pfälzische Landesregierung Begabungen frühzeitig erkennen und gezielt fördern. Einen wichtigen Beitrag dazu sollen die Entdeckertagsschulen leisten. Dabei werden hochbegabten Kindern in speziellen Projekten Angebote gemacht, die die Interessen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen und über die obligatorischen Unterrichtsinhalte hinausgehen.

Unsere Kolleginnen und Kollegen haben sich 14 Monate lang intensiv zum Thema Hochbegabung weitergebildet. Der Besuch von zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen, Fachtagungen und ein umfangreiches Selbststudium bildeten die Grundlage zur Erstellung eines Konzeptes, in dem wir aufzeigen, wie überdurchschnittlich begabte Kinder aus den Grundschulen und Kindergärten des Schulbezirkes, die durch ein spezielles Auswahlverfahren ermittelt werden, an unserer Schule gefördert werden. Die Einbeziehung von Professoren der Fachhochschule Trier (Umweltcampus Birkenfeld), Gymnasiallehrern, Historikern und Fachleuten aus der Wirtschaft und Kunst in den Entdeckertag ist ebenso Bestandteil unseres Konzeptes wie besondere Formen des sozial-emotionalen Lernens.

Der rheinland-pfälzische Entdeckertag

Verfahrensstrukturen zum Entdecken hochbegabter Kinder

Die Grundschule Niederbrombach präsentiert sich im Bundestag bei der bundesweiten Konferenz „Mit gutem Beispiel voran – Bildung für nachhaltige Entwicklung“

BERLIN / PRESSEMITTEILUNGEN
Niederbrombach/Berlin, 15. Mai 2009
Körper: “Chancengleichheit und Hochbegabtenförderung kein Widerspruch“
40 Hochbegabte in der „Entdeckertagschule“ – Schulleiter präsentiert Modell in Berlin
PRESSEMITTEILUNG

Der Bundestagsabgeordnete Fritz Rudolf Körper zeigte sich bei seinem Besuch der Grundschule Niederbrombach beeindruckt von der Umsetzung des Projektes „Entdeckertagschule“ für hochbegabte Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter. Vierzig hochbegabten Mädchen und Jungen aus dem weiteren Umfeld wird einmal wöchentlichganztägig ein spezielles Angebot mit Themen und Aufgabenstellungen gemacht, das weit über das Spektrum des eigentlichen Grundschulunterrichts hinausgeht. Die Schule in Niederbrombach ist seit 2007 eine von derzeit fünf rheinland-pfälzischen Schulen, die an dem landesweiten Modellprojekt „Entdecken und Fördern hochbegabter Kinder in der Grundschule“ teilnehmen. Insgesamt besuchen 170 Schülerinnen und Schüler die normale Regelschule. Allerdings sieht der Mittwoch als „Entdeckertag“ für die hochbegabten Mädchen und Jungen etwas anders aus. Hier, so der Schulleiter André Scherer, stehe „das forschende Lernen“ im Mittelpunkt. So arbeiten die Kinder unter anderem am Mikroskop, recherchieren selbstständig im Internet oder nutzen die schuleigene Bibliothek, um beispielsweise die Frage zu beantworten „Warum färben sich die Blätter im Herbst“, oder sie untersuchen die Kristalle von „Brausepulver“. Anschließend steht für eine Gruppe sehr praxisorientiert „Japanisch“ auf dem Stundenplan. Vor dem Sportangebot „Akrobatik“ (mit Jonglieren, Einradfahren usw.) gilt es in der so genannten „Logik-Zeit“ knifflige Rätsel und herausfordernde physikalische oder mathematische Sachzusammenhänge zu lösen. Die neu eingerichtete „Forscherwerkstatt“ ermöglicht seit dem Schuljahr 2008/2009 ein verstärktes naturwissenschaftliches Arbeiten in den Bereichen Physik, Chemie und Technik. „Hier haben die Kinder die Möglichkeit, eigenständig zu experimentieren und zwar im Rahmen eines pädagogischen Konzeptes“, so Scherer. „Von dem Projekt „Entdeckertagschule“ profitiert unsere gesamte Schule“, so Ursula Meyer, Lehrerin der Klasse 4a. Ihre Kollegin Ilka Brücher weist hier auf die Bedeutung der permanenten Fortbildung der Lehrkräfte hin. Unterstützt wird die Grundschule Niederbrombach auch durch Bildungspartnerschaften mit dem Göttenbach-Gymnasium in Idar-Oberstein und dem Umweltcampus Birkenfeld. „An der Grundschule Niederbrombach wird vorbildliche Arbeit geleistet. Chancengleichheit und Hochbegabtenförderung in unserem Bildungssystem sind kein Widerspruch, vielmehr ergänzen sie sich und tragen insgesamt zur Qualitätssteigerung bei“, so die Bewertung des Projektes durch Körper. Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten präsentierte Schulleiter Andre Scherer und seine beiden Kolleginnen Ursula Meyer und Ilka Brücher in diesen Tagen das Projekt seiner Schule im Berliner Reichtagsgebäude. Das Motto der bundesweiten Konferenz lautete „Mit guten Beispiel voran – Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Entstehung des „Entdeckertages“

In Rheinland-Pfalz entschied man sich zunächst für die Einrichtung eigener Klassen für Hochbegabte an Gymnasien. 2003 startete die erste Hochbegabten-Klasse in Kaiserslautern. Inzwischen bieten auch je ein Gymnasium in Mainz, Trier und Koblenz eigene Hochbegabten-Klassen an. Zuvor hatte man Erfahrungen mit Hochbegabten-Klassen im Projekt "Begabtenförderung an Gymnasien durch Schulzeitverkürzung" - kurz: "BEGYS" - gesammelt. Speyer startete 1991 den ersten Modellversuch. Derzeit gibt es insgesamt 13 "BEGYS"-Projektklassen in Rheinland-Pfalz.

Für Grundschüler setzt man dagegen mit den so genannten "Entdeckertagen" auf die Formel Regelschule plus Zusatz-Förderung. Hochbegabten Mädchen und Jungen wird Projekt-Arbeit angeboten, die über die regulären Unterrichtsstoff hinausgeht. Seit 2004 wurden zunächst an der Grundschule Zweibrücken-Mittelbach einmal pro Woche Kinder aus 13 Grundschulen und aus Kindertagesstätten unterrichtet. Seit Herbst 2007 wird nach diesem Modell auch in Neustadt, Niederbrombach, Brohl und Ellenz-Poltersdorf gefördert. Dieses Angebot soll auf insgesamt zehn Standorte ausgebaut werden.

Ein wichtiger Aspekt, der bei den „Entdeckertagen“ Beachtung finden soll, ist, dass hochbegabte Kinder keine homogene Gruppe darstellen: Jedes Kind kann ganz individuelle Begabungsschwerpunkte aufweisen (im verbalen oder mathematischen Bereich), das es von anderen hochbegabten Kindern unterscheidet. Für die betreuenden Lehrkräfte ist dies eine echte Herausforderung.

Tagesstruktur "Entdeckertag" - Grundschule Niederbrombach

Im Rahmen unseres Entdeckertages schenken wir dem Forschenden Lernen besonderes Augenmerk, das sich inhaltlich besonders auf die Phänomene der belebten und unbelebten Natur konzentriert. Nicht selten sind es Themen, zu denen die Kinder zunächst einen direkten Bezug herstellen können, die sich im weiteren Verlauf unserer „Forschungsarbeit“ jedoch mitunter als sehr komplexe Fragestellungen herausstellen, zu deren Beantwortung ein hohes Maß an kognitiven, praktischen, sozialen und emotionalen Kompetenzen erforderlich wird. So eröffnet auch das aktuelle (gebundene) Thema „Warum färben sich die Blätter im Herbst“ eine Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten zu dessen Erschließung.

Während sich einige der Mädchen und Jungen direkt nach Beginn des Entdeckertages zu Kleingruppen zusammenschließen und mit Hilfe des Mikroskops verschiedene Laubblätter „unter die Lupe“ nehmen, bevorzugen andere Schülerinnen und Schüler zunächst die Recherche mittels Internet oder der Fachliteratur. Schon bald erkennen die Kinder im Computerraum einen Zusammenhang zwischen Fotosynthese, Spaltöffnungen und Verfärbung der Blätter zur kalten Jahreszeit. Die „Mikroskopie-Gruppe“ stößt allerdings auf ein Problem, weil sich die undurchsichtigen Blätter unter dem Objektiv lediglich als schwarze Muster abzeichnen. Die Idee eines „Lackabdruckes“ macht die Runde, und schon bald sind alle Entdeckertagskinder damit beschäftigt, die Unterseite der Laubblätter mit Klebstoff zu bestreichen, der nach Austrocknung abgezogen und unter dem Mikroskop betrachtet werden kann.

In der nächsten halben Stunde werden Skizzen der Stomata angefertigt, deren Funktion in Hinblick auf die Fotosynthesegleichung von den Kindern erläutert wird. Hierbei stoßen die Kinder auch auf „alte Bekannte“, die für die Rotfärbung der Blätter verantwortlich sind: Anthocyane. Diese haben die Kinder während des Erforschens von „Säuren und Laugen“ in zurückliegenden Entdeckertagen als Indikatorfarbstoff des Rotkohls kennen gelernt.

Zur gleichen Zeit beschäftigt sich die Entdeckertagsgruppe 1, der neben den Kindergartenkindern auch Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassenstufe angehören mit dem Thema „Brausepulver“. Nachdem die verschiedenen Pulverkristalle von den Kindern zunächst genau durch die Lupe betrachtet und anschließend nach Größe, Form und Farbe getrennt wurden, erfolgt eine Geschmacksprobe, durch welche die jungen Forscher schnell die Inhaltsstoffe ermitteln können. Systematisch werden diese nun in Wasser gelöst, um herauszufinden, welche Zutaten für das Prickeln in der Brause verantwortlich sind. Nach Herstellung einer erfolgreichen Mixtur, erfolgt die praktische Anwendung in Form der Herstellung einer „CO2-Rakete“.

Wenig später stehen die Schülerinnen und Schüler der Gruppe 2 hinter ihren Tischen in ihrem Entdeckertagsraum und begrüßen ihre Japanisch-Lehrerin mit einem lauten „ohayô gozaimasu“ (Guten Morgen), bevor sich jedes Kind (auf Japanisch) über seine aktuelle Befindlichkeit äußert.  Danach warten die Mädchen und Jungen gespannt auf die nächste Bildkarte, die von der Lehrerin, für alle gut sichtbar, nach oben gehalten wird, um den abgebildeten Gegenstand, mit den japanischen Schriftzeichen Katakana, Hiragana, Kanji und Romaji in eine Tabelle einzutragen. Die japanischen Bezeichnungen für Brot, Äpfel und Mineralwasser sind den Kindern allerdings bis zum jetzigen Zeitpunkt unbekannt. Die Lebensmittel hat die Japanisch-Lehrerin aus diesem Grund mitgebracht und verteilt sie an die Kinder, die in japanischer Sprache darum bitten. Bevor die Lehrerin das Sprachangebot „Japanisch“ für die Gruppe 1 aufnimmt, wird es an diesem Tag mit dem Singen von zwei japanischen Kinderliedern für die Gruppe 2 beendet.

Nach einer Pause, widmen sich die jungen Entdecker von Gruppe 2 Themen, für die sie sich besonders interessieren und über die sie mehr erfahren möchten. Die Themenpalette reicht hier von der Königin Luise von Preußen über das alte Rom bis hin zu Piratenfrauen. Hierzu suchen die Kinder die schuleigene Bibliothek auf, benutzen das Internet für ihre Nachforschungen, telefonieren mit außerschulischen Experten oder verschicken Faxanfragen an verschiedene Institutionen um nützliche Informationen zu „ihren Themen“ zu erhalten. Die gesammelten Informationen werden in dieser Zeit von den Schülerinnen und Schülern geordnet, zusammengefasst und in eine entsprechende Präsentationsform (zum Beispiel Power-Point-Präsentation, Spiralbuch, Spielfilm, Hörspiel) gebracht.

Bevor die Kinder das Sportangebot „Akrobatik“ (Jonglieren, Menschenpyramiden, Einradfahren…) wahrnehmen, werden sie in der sog. „Logik-Zeit“ gefordert, knifflige Rätsel und herausfordernde (physikalisch / mathematische) Sachzusammenhänge zu lösen.  Um zu überprüfen, ob es sinnvoll ist eine heiße Tasse Kaffee direkt nach der Zubereitung, durch das Zugeben von kalter Milch, abzukühlen oder die Temperatur eher sinkt, wenn man die Tasse eine Weile stehen lässt und erst dann kalte Milch hinzugibt, wird zunächst in der Gruppe diskutiert. Nachdem die Gruppenteilnehmer unterschiedlicher Meinung sind, wird der Sachverhalt nachgestellt, indem die Mädchen und Jungen Wasser erhitzen und den beiden Proben zu unterschiedlichen Zeitpunkten kaltes Wasser hinzugeben. Das Ergebnis ist für die Kinder ebenso überraschend, wie die Tatsache, dass sich das Gewicht eines Wasserbeckens erhöht, nachdem eine Metallkugel mittels Bindfaden hineingehalten wird, die jedoch den Boden des Beckens nicht berührt.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen und einer halbstündigen Ruhepause, welche zum Lesen, Ausruhen oder der Unterhaltung genutzt wird, nehmen die Kinder an einem der drei (bis vier) Nachmittagsprojekte teil. Während die Lern- und Forscherzeiten während des Vormittages, aus organisatorischen Gründen für Gruppe 1 und 2 zeitversetzt angeboten werden, nehmen die Kinder in gemischten Gruppen an den Nachmittagsprojekten teil. So bildet das Projekt „Entdeckertags-Orchester“ einen festen Bestandteil im Entdeckertag. Unter der Leitung von drei Musikern des örtlichen Musikvereins, üben die Kinder Trompete, Saxophon, Schlagzeug, Klarinette, Althorn oder Posaune für Aufführungen im Rahmen von Schulfesten und Projekttagen.

In zwei weiteren Projekten, die von Kollegen des benachbarten Gymnasiums angeboten werden, können sich die Mädchen und Jungen über die Möglichkeiten von „(Neuen) Medien“ überzeugen oder aber weitgehende Gedanken im Rahmen des Projektes „Philosophieren mit Kindern“ machen.

Als besondere „Highlights“ haben sich bisher die Nachmittagsangebote gezeigt, die in unregelmäßigen Abständen (circa alle 4-5 Wochen) von den Professoren der Fachhochschule Trier (Umweltcampus Birkenfeld) geleitet werden. Im Einzelnen waren dies bis zum jetzigen Zeitpunkt unter anderem: „Bionik“, „Weltraum“, „9000 Kilometer für einen Erdbeerjogurt“, „Schall und Lärm“, „Statistik“, „Wahrscheinlichkeit“, „Wetter und Klima“.

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Seit dem Schuljahr 2007/2008 werden an unserer Grundschule Mädchen und Jungen mit hohen Begabungen einmal wöchentlich so unterrichtet, dass sich diese Kinder mit speziellen Arbeits- bzw. Lernformen und vom… weitere Infos anzeigen
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